Zwei runde Geburtstage im Marathonverein …
… für Adelheid (60) und Klaus (50) – und beide haben unabgesprochen das gleiche Geschenk von Familie und Freunden bekommen: Einen Start beim New-York-Marathon – der Traum eines jeden Läufers!
– Zwei Laufberichte von Klaus (Arnold) und Adelheid (Nöbel-Schultz), beide Leipzig Marathon e.V. –
Ohne irgendeine Vorahnung wurde ich zu meinem 50. Geburtstag überrascht: Der Start beim legendären New-York-Marathon! Zunächst wusste ich gar nicht so recht, ob ich mich darüber freuen sollte, war ich doch seit dem Frühjahr verletzt und konnte bis zum Sommer kaum trainieren. Im August lief es zunächst ganz gut, dann war aber schnell klar, ohne eine Knieoperation wird es wahrscheinlich nichts mit dem Marathonabenteuer. Dann also doch am 31. August die OP. Danach waren es noch genau neun Wochen bis zum Start. Schrittweise habe ich ganz vorsichtig probiert, kurze Stückchen ganz langsam zu laufen. Der erste längere Trainingslauf dann zusammen mit Adelheid vier Wochen vor dem Marathon im Trainingslager in Bad Blankenburg. Nun war ich wieder vorsichtig optimistisch, es in New York schaffen zu können. Dann noch einmal (mit freundlicher Begleitung durch Helmmar) 30 km durch den Leipziger Auenwald und das war auch schon fast die ganze Vorbereitung. Ein allerletzter Härtetest beim Mitteldeutschen Marathon von Leipzig nach Halle mit Jörg, Rocco und Helmmar. Hier noch als „homöopathische Dosis“, eingebettet in der 4er-Marathonstaffel und in 2:58,11 h hoch erfreut mit Platz 3 sogar noch auf dem Treppchen!
Nun also auf nach New York! Nach ein paar Tagen Sightseeing gab‘ s am Tag zuvor eine unterhaltsame Kick-Off-Veranstaltung mit Thomas Wessinghage, dem Inhaber des ältesten, immer noch gültigen deutschen Rekordes über eine olympische Laufdisziplin, der 1500 Meter in einer Fabelzeit von 3:31,58 min. Seine Rekordzeit in der „Stundenvariante“ wäre für morgen ein Traum, aber um Bestzeiten sollte es in New York nicht gehen. Und dennoch ist man wie immer voller Aufregung!
Am nächsten Morgen erst einmal mit der Fähre nach Staten Island. Tolle Organisation trotz 50.000 Läufer am Start. Doch bevor es für mich überhaupt irgendwann einmal los gehen sollte, zwei Stunden endloses Warten durch die Startaufteilung in Blöcken. Da waren die Ersten fast schon wieder im Ziel. Zum Glück hatte ich warme Sachen – die man nach dem Start sinnvollerweise spenden konnte – dabei. Auch für Verpflegung war gesorgt. Der Start ging erstaunlich gut, man konnte schnell sein Tempo finden und es gab ausreichend Platz zum Laufen. Bis zum Halbmarathon lief es sich locker, doch ab km 25 wurden die Beine schwer und das fehlende Training machte sich bemerkbar. Also Tempo rausnehmen, die Atmosphäre genießen und kurze Verschnaufpausen an den Verpflegungsstellen einlegen. Auf den letzten Kilometern wurden die Pausen länger und das Tempo langsamer. Aber egal, jetzt war klar, das Knie hält durch und das Ziel naht. Nach 3:46 h war es vollbracht und ich überglücklich, auch wenn ich eine halbe Stunde länger als üblich unterwegs war. So war man endlich im Ziel und doch war es unglaublich, wie weit man jetzt noch gehen musste, bevor es endlich einen Poncho gab und man sich auf den (langen) Weg zur warmen Dusche im Hotel begeben konnte.
Im Gegensatz zu Klaus verlief das Jahr zum runden Geburtstag für mich läuferisch und vor allem gesundheitlich optimal. Bis auf, dass die Muskeln mit den Lebensjahren immer mehr Regenerationszeit benötigen und ausgiebige Stadtrundgänge inzwischen Muskelkater bereiten, war ich für den Höhepunkt des Geburtstagsjahres, den New-York-Marathon gut gerüstet.
Ausgestattet mit Decken und ausgedienten warmen Sachen (das hatten uns Lauffreunde in der Heimat und unsere Reisegesellschaft empfohlen), startete unser Bus um 6 Uhr morgens nach Staten Island, um vor Schließung der Verrazano-Narrows-Bridge rechtzeitig am Start zu sein.
Die Organisation am Start von Sicherheitskontrolle, kleinem Frühstück bis hin zum Einordnen in den Startzonen und dem Start an der Brücke selbst für die über 50.000 Marathonis war, ähnlich die der Nudelparty am Vorabend, beispielhaft. Sofort konnte man sein Tempo laufen. Den Blick von der Brücke aus nach Manhattan leider im Nebel erlebten wir Läufer durch Brooklyn, Queens, Bronx und Manhattan bis zum Ziel im Central Park begeisterte, anfeuernde Menschen, Kinder die abgeklatscht werden wollten, Sicherungskräfte, die ebenfalls applaudierten und unzählige tolle Rockbands. Man spricht von 2,5 Millionen Zuschauern, dem Lärm nach zu urteilen, könnte die Zahl stimmen.
Von diesem Spektakel ins Ziel getragen, ging es dort organisiert weiter: mit Medaille, Beutel mit Apfel, Getränken, Riegel, warmen Cape (wirklich warm) raus aus der Menge mit schnellen Schritten ins Hotel zum Duschen. Unterwegs sich drängeln durch die Zuschauermassen und gefühlt von allen mit „congratulation“ beglückwünscht zu sein, wird mir dann bewusst, dass der Lauf für mich vorbei und geschafft ist. Im Hotel als erstes der Blick auf das Handy: wo ist mein Mann jetzt, der sich seit einem halben Jahr heimlich auf seinen ersten Marathon vorbereitet hat? Wie geht es ihm, nachdem wir uns am Start mit besten Wünschen für die 42 km verabschiedet haben? Erleichterung pur: er war schon im Ziel und das nach einer hervorragenden Zeit von 4:15 h. Nun konnte ich entspannt duschen…
Mein Handy war zu dieser Zeit nicht mehr entspannt. Nach der fiebernden Stimmung in der Heimat während der letzten Kilometer und der sich überschlagenden Glückwünsche von den Kindern und Lauffreunden, erfuhr ich von meinem Sieg in der Altersklasse und konnte es gar nicht so richtig fassen.
Glückwünsche dann von Marathonexperten der interAir, Herbert Steffny, auf unserer Afterrunparty am Abend mit den Worten „Adelheid, du hast Deutschland gerettet…“, Bericht der LVZ und noch mehr Glückwünsche durch die Berichterstattung in der LVZ… Dabei wollte ich einfach nur laufen…
Und dann treffe ich Klaus am nächsten Tag zufällig im Kaufhaus! New York ist doch klein!
Der überraschende Empfang auf dem Leipziger Bahnhof rundete das große Erlebnis NY grandios ab (fast wie bei den Fußballhelden nach einem Weltmeistertitel). Großes Dankeschön an die Organisatoren, die es wegen der ungeplanten früheren Ankunft nicht einfach hatten, alle zusammenzutrommeln. Und großes Dankeschön an alle, die sich mit uns über die Erfolge und den AK-Sieg freuen.