Die Geschichte der Stadtranglistenläufe in Leipzig
Geschichte der Stadtrangliste als Download (PDF-Datei)
Letztlich war es gar nicht so einfach, Zeitzeugen aus den Anfängen der Leipziger Stadtrangliste zu finden. So manch altgedienter Läufer vermutete gesicherte Informationen bei einem anderen Läufer, der wiederum auf einen anderen Geburtshelfer der Laufszene verwies. So drehte sich manch mühevolle Recherche im Kreis wie ein Stundenlauf auf dem Testfeld der Sportfakultät und auch wenn die eine oder andere Ergebnisliste letztlich für immer verschollen blieb, ist doch die Geburtsstunde der Stadtrangliste gesichert und durch Dokumente belegt. So half ein altbekannter Umstand, dass in vielen Läufern auch ein Statistiker und Archivar innewohnt, der manch liebevoll zusammengetragene, vergilbte Zeitungsartikel und Ergebnislisten über Umzüge hinweg und gegen bohrende Nachfrage des Ehepartners oder der Altpapier sammelnden Jungpioniere über Jahrzehnte listig zu verteidigen gewusst hatte.
So ist der Anfang der Leipziger Pokalläufe, wie die Stadtranglistenläufe damals hießen, gesichert in das Jahr 1980 zu datieren, wo ein so genanntes „Leipziger Meilenkomitee“ gegründet im Dezember 1979 unter der Leitung von Dr. Wilfried Ehrler erstmalig 15 Pokalläufe in der Stadt Leipzig ausschrieb. In Anlehnung an das Leipziger Wappen, wurde das läuferische Motto unserer Stadt unter dem Slogan „Lips läuft, lauf mit!“ gestellt.
Dezember 1979: Entwurf eines Arbeitsplanes des Leipziger Meilenkomitees für 1980 – Archiv: Prof. Frank Gottert
Erste Ausschreibung der Pokalläufe des DTSB-Stadtvorstandes vom 23. Januar 1980 – Archiv: Prof. Frank Gottert
Die Vorlage für eine solche städtische Laufserie lieferte die bereits seit den frühen siebziger Jahren bestehende DDR-Rangliste, die erstmalig im Jahre 1979 eine sinnvolle Ergänzung durch eine Laufserie innerhalb eines Bezirkes erfuhr. Die erste Bezirksrangliste startete damals der Bezirk Gera – eine Idee, die noch im gleichen Jahr auch im Bezirk Leipzig seine Nachahmer fand.
Der Bezirk Gera mit der ersten Bezirksrangliste nach dem Muster der DDR-Rangliste – Der Leichtathlet 1981,
Archiv: Prof. Frank Gottert
Blanko-Urkunde 1980, irrtümlicherweise für den Urkunde aus der ersten Leipziger Bezirksranglistenserie 1979
8. Pokallauf ausgestellt, gemeint war jedoch der Archiv: Hans-Georg Brandner
9. Pokallauf, Unterschrift: Hans-Georg Brandner
Was sowohl republik– als auch bezirksweit großen Anklang bei den Läufern fand, sollte im Jahre 1980 auch Einzug in die lokale Leipziger Laufszene halten. Gerichtet an alle Leipziger Läufer startete 1980 unter dem DTSB Stadtvorstand und dem „Leipziger Meilenkomitee“ die erste Pokallaufserie in Leipzig. Ins Leben gerufen und befördert wurde diese Idee neben dem bereits erwähnten Nestor der Leipziger Laufbewegung Dr. Wilfried Ehrler vor allem durch Dr. Christian Menschel, Ullrich Heilfort und Hans-Georg Brandner.
1980 – Die erste Laufserie der Stadt Leipzig – alle Läufe, Termine, Distanzen im Überblick, Archiv: Prof. Frank Gottert
Vor allem ist es Hans-Georg Brandner, der 1978 beginnend mit seinem hauptamtlichen Engagement beim DTSB der Stadt Leipzig besonders der Laufbewegung die nötigen Impulse und einen strukturellen Rahmen verlieh. Strecken wurden ausgewählt und ordnungsgemäß vermessen, die Pokalläufe professionell organisiert und durchgeführt. Unter der Aufsicht, Auswertung und Vergabe der Ranglistenpunkte des Leipziger Meilenkomitees etablierten sich diese Pokalläufe schnell als feste Größe im Leipziger Laufkalender. In fast allen Stadtbezirken Leipzigs gab es seitens des DTSB Verantwortliche, die die Laufbewegung in allen Teilen Leipzigs förderten, Lauftreffs organisierten und sogar ihre eigenen Stadtbezirksranglisten erstellten.
Ein weiterer bedeutender Förderer und Mitbegründer der Leipziger Laufszene war der laufbegeisterte Vorsitzende des Leipziger Meilenkomitees Dr. Wilfried Ehrler, der später maßgeblich an der Entwicklung des in der DDR noch unter der Bezeichnung „Ausdauerdreikampf“ firmierenden Triathlons beteiligt war. Ohne ihn wäre manches in der Leipziger Laufszene nicht möglich gewesen und so hob er als Gründungsmitglied des Leipziger Triathlon e.V. den bis heute noch immer beliebten Triathlon am Kulkwitzer See aus der Taufe.
Dr. Wilfried Ehrler (Foto: Leipziger Triathlon e.V. mit freundlichen Genehmigung von Sven Bemmann)
An dieser Stelle richtet sich unser besonderer Dank an Bernd Sehmisch und Hans-Georg Brandner (beide im Jahr 2018 verstorben) sowie Christian Brendecke (SG Olympia 1896), Manfred Bunk (LC Auensee), Manfred Busse (LC Taucha), Günter Gelhaar (SG LVB), Prof. Frank Gottert (Leipzig Marathon e.V.), Peter Strauß (LLV), Rudi Ulbrich und Jörg Wittig (beide LC Auensee) in deren Archiven und Erinnerungen wir bereitwillig stöbern durften.
Förderlich war vor allem die in der DDR propagierte Spartakiade – sowie die Lauf- und Wanderbewegung, die die Menschen der Republik dazu animierte, Sport zu treiben und sich zu bewegen. Nicht zuletzt gab 1976 der erste deutsche Olympiasieg im Marathon durch Waldemar Cierpinski einen besonderen Schub für die Laufbewegung in der DDR. Ein Kunststück, das er 1980 in Moskau wiederholen sollte. Und auch Emil Zatopek, der tschechische Wunderläufer und Vorbild vieler Läufer in der DDR, warb mit seinem Naturgesetz: „Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft.“
2015 – Waldemar Cierpinski zu seinem 65. Geburtstag zusammen mit Dietmar Knies (Foto: Dietmar Knies)
Informationsblatt 1983: DTSB-Stadtbezirksvorstand Leipzig-Nord –
Aufruf zum Auenseelauf und zum Auensee-Marathon- Archiv: Rudi Ulbrich
Urkunden der volkssportlichen Wettbewerben 1984 – Archiv: Christian Brendecke
Die Ergebnisse der DDR-weiten Laufveranstaltungen, aber auch aus dem zumeist sozialistischen Ausland wurden regelmäßig in den so genannten Bunge-Blättern veröffentlicht. Herausgeber dieser Blätter war der Lauf-Enthusiast mit Faible für Statistiken, Gerhard Bunge aus Sandersdorf, der dieses Mitteilungsheft mühe- und liebevoll teils handschriftlich, teils mit Schreibmaschine erstellte und per Post (bei Vorkasse mittels zugesandten Briefmarken) bereitwillig in die Republik verschickte. Offiziell hieß dieses Blatt „STRASSENLAUF“ und erschien unter der „Arbeitsgruppe Straßenlauf und -gehen in der Kommission Wettkampfsport des Präsidium des DVfL der DDR“. Zudem wurde die immer mehr wachsende Läuferschar redaktionell von den Berichterstattungen der republikweiten Ausgabe der Wochenzeitschrift „Der Leichtathlet“ begleitet.
„STRASSENLAUF“ Ausgabe 04/1979 – Fußteil mit Bestellstempel und Adresse – Archiv: Prof. Frank Gottert
“STRASSENLAUF“ – legendäres Mitteilungsheft, im Volksmund „Bunge-Blatt“ – März 1975- Archiv: Prof. Frank Gottert
“STRASSENLAUF“ – legendäres Mitteilungsheft, im Volksmund „Bunge-Blatt“ – März 1975 – Archiv: Prof. Frank Gottert
DDR-Jahresbestenliste 1974 aus dem “STRASSENLAUF“ (Bunge-Blatt“) – Archiv: Prof. Frank Gottert
Die lokale Berichterstattung für die Leipziger Läufer fand hingegen im Sportteil der Leipziger Volkszeitung sowie dem Sächsischen Tageblatt statt.
16. Dezember 1981 – Sächsisches Tageblatt: Erwähnung der Leipziger Stadtrangliste in ihrem ersten Jahr 1980;
rechts im Bild: Dietmar Knies, Archiv: Prof. Frank Gottert
Urkunden aus der Leipziger Laufbewegung – „Lips läuft“ und Friedensmeile zum Tag der NVA- Archiv: Christian Brendecke
Vor allem aber die unter der Leitung von Dr. Wilfried Ehrler ab 1980 zwei- bis dreimal jährlich erschienenen „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“ erfreuten sich großer Beliebtheit. Auf ca. 20 Seiten wurden Termine und Ergebnisse der Leipziger Pokal- und Stadtranglistenläufe, aber auch Überregionales – wie die Erfolge Leipziger Läufer beim Rennsteiglauf – zusammengefasst.
Die Erstellung erfolgte sicherlich nicht immer ganz fehlerfrei auf der Schreibmaschine, abschließend auf der letzten Seite mit einer Ziffern- und Buchstabenfolge, der so genannten Druckgenehmigungsnummer, mit der – vergeben durch die Pressestelle des Rates des Bezirkes Leipzig – erst die erforderliche Papierfreigabe bei der Druckerei erfolgen konnte.
01/1980 – Deckblatt der ersten Ausgabe der Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees – Archiv: Prof. Frank Gottert
02/1981 – Deckblatt der Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees – Archiv: Manfred Busse
Ab November 1986 wurde unter der Obhut der Kommission Laufbewegung im DVfL der DDR und des Leipziger Meilenkomitees und unter der redaktionellen Verantwortung von Dietmar Knies ein Blättchen unter dem Namen „Laufbewegung – Berichte – Ergebnisse – Termine“ veröffentlicht als Nachfolger des äußerst populären Bunge-Blattes.
Aus dem ersten Heft vom 01. November 1986 – Dietmar Knies –„ In eigener Sache“ Archiv: Prof. Frank Gottert
06/1989 – Deckblatt „Laufbewegung“ – Archiv: Manfred Busse
Immer wieder amüsant waren hier die kleinen Anekdoten rund um die Laufszene und die Insiderinformationen über Vereinswechsel, Hochzeiten, Verletzungen oder gar Niederkünfte. Informationen, die heute durch die gestrenge Datenschutzgrundverordnung keine Erwähnung finden dürfen und wohl in dieser Form nie mehr zu lesen sein werden.
Anekdoten aus der „Laufbewegung“ von 06/1989 – Archiv: Rudi Ulbrich
Aus dem ersten Heft vom 01. November 1986 – Vereinswechsel, Verletzungen, Niederkünfte etc. – Archiv: Prof. Frank Gottert
Aus LVZ, 1981 – hier findet der 3. Stadtranglistenlauf auch als 3. Pokallauf Erwähnung – Archiv: Manfred Busse
Die vom Leipziger Meilenkomitee ausgeschriebenen Pokalläufe etablierten sich schnell unter der heute immer noch gebräuchlichen Bezeichnung der Stadtranglistenläufe (siehe LVZ-Artikel). Dabei konnten einzelne Läufe sowohl Bestandteil der Leipziger Stadtrangliste, der Bezirks-, Stadtbezirks- oder aber auch Kreisrangliste sein. Aus den einzelnen Pokalläufen wurden verschiedene Ranglisten generiert und so war beispielsweise der 10. DREMA-Lauf am 7. Mai 1998 über 20 und 10 km im Rahmen der „Betriebsfestspiele des VEB Drehmaschinenwerkes Leipzig“ sowohl der:
4. Ranglistenlauf des Bezirkes Leipzig als auch der
5. Ranglistenlauf der Stadt Leipzig.
Ergebnisprotokoll 1988 des 10. DREMA-Laufs – Archiv: Christian Brendecke
Mühselig wurden per Hand die Läufe geordnet, Punkte addiert, Altersklassen überprüft und Listen erstellt.
Punktevergabe aus den „Laufinformationen des Meilenkomitees“ 1-1988 – Archiv: Jörg Wittig
Punktevergabe aus den „Laufinformationen des Meilenkomitees“ 1-1988 – Archiv: Jörg Wittig
Zumeist wurden beim letzten Lauf des Jahres die Punkte nur noch bei den Erstplatzierten ergänzt, die der anderen Läufer vernachlässigt und auf den mühseligen Druck einer Gesamtendjahresliste wurde verzichtet.
1997 – Aufbereitung der Auswertung der Stadtrangliste in Vorbereitung auf den Läuferball im Treff-Hotel (Paunsdorf) –
Archiv: Peter Strauß
Wie erwähnt, wurde innerhalb Leipzigs neben der Stadtrangliste, geordnet nach den einzelnen Stadtbezirken, (Leipzig-Mitte, Leipzig-West, Leipzig-Nordost u.a.) sogar noch eigene Stadtbezirksranglisten geführt und waren somit „Nebenprodukte“ der Stadt- und Bezirksranglisten.
Diverse Urkunden verschiedener Stadtbezirksranglisten – Archive: Jörg Wittig und Christian Brendecke
Im LIPS-Laufkalender von 1990 findet sich für die Saison 1991 die Unterteilung dieser einzelnen Laufserien einschließlich der Stadtbezirksrangläufe und Kreisranglistenläufe:
SR – Stadtranglistenläufe
BR – Bezirksranglistenläufe
KR – Kreisranglistenläufe
SBR – Stadtbezirksranglistenläufe
Aus LIPS Laufkalender 1990 – Unterteilung der Laufserien, Seite 25 – Archiv: Manfred Busse
Und was wären die Laufveranstaltungen ohne die freundliche und tatkräftige Unterstützung der vielen freiwilligen Helfer und Sponsoren? So bat man 1986 zum 6. Schkeuditzer Friedenslauf bei der Abteilung Arbeiterversorgung in „bewährter Weise“ für 250 Sportler um leicht gesüßten Tee, Bockwurst und Brötchen. Der Transport mit einem Fahrzeug konnte zugesichert werden!
Bitte um Unterstützung an die Abteilung Arbeiterversorgung für den
Schkeuditzer Friedenslauf, 1986 – Archiv: Christian Brendecke
Was in der heutigen Zeit dem Datenschützer einen kalten Schauer über den Rücken rieseln lässt, war in früheren Zeiten gängige Praxis. Regelmäßig wurden Adressen und Kontaktdaten zuständiger Personen bzw. Organisatoren und Vereine veröffentlicht. So findet sich beispielsweise eine detaillierte Kontaktliste mit privaten und beruflichen Daten aller Verantwortlichen der Laufszene des Bezirkes Leipzig im LIPS-Laufinformationsheft von 1990.
komplettes Adressenregister; aus LIPS Laufkalender 1990, Seiten 38/39 – Archiv: Rudi Ulbrich
Natürlich wiederholten sich verschiedene Strecken immer wieder im programmatischen Ablauf einer Laufsaison. Viele dieser Läufe gibt es noch heute in der x.ten Auflage. Doch auch manche Läufe stehen heute nicht mehr im Programm oder sie verlaufen auf anderer Strecke bzw. unter anderem Namen. Auch den Leipzig Marathon (KMU-Marathon), den Sommernachtslauf am Auensee sowie die beliebten Stundenläufe waren Bestandteile der Stadtranglistenlaufserien früherer Jahre. Was heute unter dem Slogan „Save the date“ zur Notiz im Terminkalender auffordert, gab es in Form des damals typischen Taschenkalenders, auf dessen Rückseite die Termine der Pokalserie des Leipziger Meilenkomitees vermerkt waren.
„Save the date“ – Taschenkalender des Leipziger Meilenkomitees von 1982 – Archiv. Prof. Frank Gottert
So standen 1982 beispielsweise folgende Läufe auf dem Programm:
Stadtranglistenläufe – Pokalläufe 1982:
1. Lauf: 3. Februar 1982, Sieben Meilen am Glockenturm, Männer 14 km / Frauen 7 km
2. Lauf: 10. März 1982, Meileneröffnung im Clara-Zetkin-Park, Männer 20 km / Frauen 10 km
3. Lauf: 15. April 1982, Stundenlauf im Stötteritzer Wäldchen, Männer
4. Lauf: 18. April 1982, Stadion der Freundschaft, Männer 10 km / Frauen 10 km
5. Lauf: 25. April 1982 Auensee, Männer Marathon / 20 km / Frauen 10 km
6. Lauf: 8. Mail 1982, Drema-Lauf, Männer 20 km / Frauen 10 km
7. Lauf: 19. Mai 1982, Pressefestlauf, Stadion am Glockenturm
8. Lauf: 6. Juni 1982, Lauf im Schönauer Park, Männer 10 km / Frauen 6 km
9. Lauf: 19. Juni 1982, KMU-Marathon
10. Lauf: 15. Juli 1982, DHfK-Stundenlauf am Cottaweg, Männer und Frauen – Stundenlauf
11. Lauf: 5. September 1982, Lauf im Mariannenpark, Männer 10k / Frauen 6 km
12. Lauf: 14. September 1982, AGRA-Lauf in Markkleeberg, Männer 20 km / Frauen 20 km
13. Lauf: 2. Oktober 1982, Auenwaldlauf an der Teichstraße, Männer 20 km / Frauen 10 km
14. Lauf: 7. November 1982, Stadion der Freundschaft, Männer 20 km / Frauen 10 km
15. Lauf: 18. November 1982, DHfK-Stundenlauf am Cottaweg, Männer und Frauen – Stundenlauf
Urkunden vom Sommernachtslauf 1985 und Werner-Seelenbinder-Gedenklauf 1986 – Archiv: Christian Brendecke
Aus: Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“ 1/1983, Seite 1 – Archiv: Manfred Busse
links: kalligrafisch liebevoll gestaltete Urkunde des Georg-Schumann-Gedenklaufes, Januar 1985 –rechts: Variante von 1988
Archive: Jörg Wittig und Manfred Busse
1985 umfasste das Programm dann die folgenden Läufe:
Stadtranglistenläufe 1985:
1. Lauf: Glockenturmlauf am 20. Februar 1985, Männer 14 km / Frauen 6 km
2. Lauf: Lauf im Brettschneider Park (ASV) am 2. März 1985, Männer 20 km / Frauen 10 km
3. Lauf: Auenseelauf am 17. März 1985, Männer 20 km / Frauen 10 km
4. Lauf: Clara-Zetkin-Park am 23. März 1985,
5. Lauf: Auensee-Marathon am 14. April 1985, Männer Marathon / 20 km / Frauen 10 km
6. Lauf: Drema-Lauf am 4. Mai 1985, Männer 20 km / Frauen 10 km
7. Lauf: Lauf am Silbersee in Lößnig am 29. Mai 1985, Männer 20 km / Frauen 10 km
8. Lauf: KMU-Marathon
9. Lauf: Stadion der Freundschaft (Südwest) am 30. Juni 1985, Männer 10 km / Frauen 10 km
10. Lauf: Schönauer Park am 24. Juli 1985, Männer 15 km / Frauen 10 km
11. Lauf: Sommernachtslauf am Auensee am 30. August 1985, Männer und Frauen – Stundenlauf
12. Lauf: Messepokallauf im Mariannenpark am 7. September 1985, Männer 10 km / Frauen 6 km
13. Lauf: AGRA-Lauf in Markkleeberg am 15. September 1985, Männer 20 km / Frauen 20 km
14. Lauf: Auewaldlauf am 19. Oktober 1985, Männer 20km / Frauen 10km
15. Lauf: DHfK-Stundenlauf am 31. Oktober 1985, Männer und Frauen – Stundenlauf
Läufe im Bezirk Leipzig, die für die Bezirksrangliste 1989 gewertet wurden, zeigt die folgende Aufstellung:
Bezirksranglistenläufe 1989:
1. Lauf: Georg-Schumann-Lauf am 7. Januar 1989, Männer 10 km / Frauen 10 km
2. Lauf: Auenseelauf am 19. März 1989, Männer 20 km / Frauen 10 km
3. Lauf: Wenzellauf in Altenburg am 16. April 1989, Männer 24 km / Frauen 8 km
4. Lauf: Drema-Lauf am 19. April 1989, Männer 20 km / Frauen 10 km
5. Lauf: Friedenslauf am 6. Mai 1989, Männer 12 km / Frauen 12 km
6. Lauf: Lauf bei Empor Lindenau am 27. Mai 1989, Männer 15 km / Frauen 10 km
7. Lauf: Bezirksmeisterschaften in Glauchau am 3. Juni 1989, Männer 20 km / Frauen 10 km
8. Lauf: KMU-Marathon am 17. Juni 1989, Männer / Frauen Marathon
9. Lauf: Waldheimer Eichberglauf am 5. August 1989, Männer 17 km / Frauen 5 km
10. Lauf: AGRA-Lauf am 17. September 1989, Männer 20 km / Frauen 10 km
11. Lauf: Schkeuditzer Stundenlauf am 13. September 1989, Männer und Frauen – Stundenlauf
12. Lauf: Heidelauf in Bad Düben am 1. Oktober 1989, Männer 25km / Frauen 10km
13. Lauf: Torgauer Teichelauf am 7. Oktober 1989, Männer 20 km / Frauen 10 km
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“ 1/1985, Seite 1, Archiv: Manfred Busse
Probleme bei der Auswertung gab es auch schon damals. Fehlerhafte Anmeldungen – nicht nur bei den Namen und Vereinen, sondern auch bei den Altersklassen – erschwerten die Arbeit bei der Auswertung. An eine EDV-gestützte Auswertung war in den 70er und 80er Jahren nicht zu denken. Auf Schreibmaschinen abgetippt und im Ormig-Verfahren vervielfältigt, wurden die Ergebnisse unter den Läufern verbreitet oder zu den einzelnen Ranglistenläufen ausgehangen. Doch trotz aller Sorgfalt schlichen sich damals wie heute fast nicht zu vermeidende Fehler ein. So finden sich z.B. in den Ergebnislisten des Jahres 1985 u.a. ein gewisser Dieter Knies und ein Eiko Loch. Natürlich sind Kennern der Leipziger Laufszene die beiden Läufer unter ihren korrekten Namen Dietmar Knies und Eike Loch noch heute geläufig. Jedoch sollten Fehler dieser Art verzeihlich sein.
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“ 1/1986, Seite 22, Archiv: Manfred Busse
Probleme wurden damals nicht zuletzt durch unkorrekte Angaben der Läufer bei der Laufanmeldung verursacht. So war es früher übliche Praxis, dass sich die einzelnen Läufer anhand von Tabellen in die für sie zutreffende Altersklasse selbst einordnen mussten, was zu einigen falschen Anmeldungen führte. So gab es im Laufinformationsheft von 1981 folgenden Aufruf:
„Sportfreunde! Manche wechseln innerhalb eines Jahres die Altersklasse wie ihr Laufhemd. Das geht nicht! Dadurch wird gegen die Regel verstoßen und die Auswertung erschwert.“
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 3/1981, Seite 2, Archiv: Manfred Busse
Im Laufe der Jahre wurde die Einteilung der Altersklassen den zahlreichen Veränderungen angepasst. Diese Anpassungen und Neusortierungen waren den Entwicklungen der Laufbewegung und natürlich auch des stetig steigenden Alters der Läuferschar geschuldet. Gab es beispielsweise 1983 als höchste Wertungsklasse bei den Männern die AK 60, so wurden in jenem Jahr sogar schon alle Frauen ab einem Alter von 50 Jahren mangels Teilnehmerzahl in einer Klasse zusammengefasst.
Heute erfolgt die Einteilung aller fünf Jahre. Und 2018 gab es mit Dr. Anni Neumann erstmalig eine Starterin in der AK W80. Mit Klaus Buchspieß (geb. 1934), Horst Teichert (geb. 1938), Manfred Busse (geb. 1938) und Otto Willing (geb. 1937) starteten 2018 zudem parallel sogar noch vier Läufer in der AK M80. 2019 eröffnete Klaus Buchspieß mit dem Winterlauf am Auensee erstmalig die M85 in der Geschichte der Leipziger Stadtrangliste.
Ebenso stieg die Zahl der Teilnehmer in der Jahresendwertung, die anfänglich in den 80iger und 90iger Jahren weitestgehend unter 150 lag. Nach dem heutigen Wertungsmodus von Mindest- und Pflichtläufen, wäre sie sogar noch geringer gewesen. 2018 schafften es bei über 1.200 Läufern, die in diesem Laufjahr Punkte erliefen, unter Berücksichtigung der nunmehr geltenden Regelung von Mindest- und Pflichtläufen, schlussendlich immerhin noch rekordverdächtige 240 in die Endwertung.
Eine für die Läufer unerfreuliche Begebenheit gab es am 23. März 1985 beim 4. Stadtranglistenlauf im Clara-Zetkin-Park, der wegen Mängeln bei der Zeitnahme nicht ausgewertet werden konnte.
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 1/1986, Seite 7 – Archiv: Manfred Busse
Und natürlich waren immer Hinweise in den Laufinformationen vermerkt, wie auch zu den beliebten Stundenläufen:
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 3/1981, Seite 13 – Archiv: Manfred Busse
Wichtig war – damals wie heute – möglichst schnell die aktuellen Ergebnislisten vom Veranstalter zu erhalten. Was heute zumeist in kürzester Zeit über das Internet bzw. per E-Mail möglich ist, erforderte früher oftmals die Dienste der Post.
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 1/1986, Seite 21 – Archiv: Rudi Ulbrich
Dem Gang des Lebens folgend, las man auch manch traurige Nachricht in den Laufinformationen. So erinnerte man 1981 an den langjährigen Läufer Fritz Rost. 1983 gab es einen Nachruf an den verdienten Mitbegründer der Leipziger Laufszene, Dr. Friedrich Trogsch. Zudem war er Initiator des im Juni 1967 erstmals ausgetragenen „Gesundheitslaufes“. Friedrich Trogsch war damals mit 58 Jahren ältester Teilnehmer dieses Laufes auf dem Gelände des Sportforums. Jüngster Läufer war damals ein fünfjähriger Junge namens Uwe Bredow, der später als Fußballer des 1. FC Lokomotive Leipzig noch von sich reden machen sollte.
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 1981, – Archiv: Rudi Ulbrich
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 1983, – Archiv: Rudi Ulbrich
Das Punktesystem für die Stadtrangliste wurde über die Jahre wenig verändert. Die ersten zwanzig Läufer erhielten Ranglistenpunkte. Anfänglich mit 20 Punkten absteigend wurde erst später der 1. Platz mit 21 Punkten und alle nachfolgenden mit 19 Punkten absteigend gewertet.
1980: Erster Wertungsmodus des Leipziger Meilenkomitees – Archiv: Prof. Frank Gottert
1980 – Altersklasseneinteilung und Form der Siegerehrung in der Ausschreibung des
Leipziger Meilenkomitees – Archiv: Prof. Frank Gottert
Das Punktesystem für die Bezirksrangliste von 1990 folgt jedoch einem anderen Schema. Hier wurden die AK 18-50 zusammengefasst, wobei in Anbetracht der sich dadurch ergebenden Vielzahl der Läufer die ersten 40 Plätze Punkte erhielten. Bei allen anderen Altersklassen wurde der Modus so belassen und – wie in der Stadtrangliste auch – bis zum 20. Platz durch Punkte bewertet (siehe Wertungsmodus 1990 Bezirksrangliste). In der Bezirksrangliste waren jedoch nur Läufer wertungsberechtigt, die Läufer des Bezirkes und keine Klubläufer waren (siehe Verweis im Wertungsmodus von 1990: „Nur Läufer des Bezirks und ohne Klubläufer“).
Für die Leipziger Stadtrangliste hingegen galt stets, dass alle Läufer wertungsberechtigt sind, die Mitglied eines dem Leipziger Leichtathletik-Verband e. V. (LLV) angehörenden Vereins oder eines Leipziger (Sport-) Vereins sind, aber auch alle jene Laufinteressenten, die zwar vereinslos sind, aber ihren Wohnsitz in der Stadt Leipzig haben.
Aus LIPS-Laufkalender 1990, Bezirksrangliste 1990 – Wertungsmodus – Archiv: Manfred Busse
Aus LIPS Laufkalender 1990, Seite 28 – Archiv: Rudi Ulbrich
Zudem gab es auch Rollstuhlfahrer, die mit einem eigenen Punktesystem an den Pokalläufen teilnehmen konnten. Der spezielle Wertungsmodus wurde seinerzeit durch die Herren Dres. Schlüter und Richter gemeinschaftlich erarbeitet, der die unterschiedlichen Grade der Behinderung berücksichtigt.
Aus „Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees“, 3/1981, Seite 16¸ Archiv: Manfred Busse
Trotz intensiver Recherche waren letztlich nicht alle Ergebnislisten der Stadt-, Kreis, Stadtbezirks- und Bezirksranglisten in den Archiven der Läufer zu finden. Dennoch sind die vollständigen Ergebnislisten der Pokalläufe aus den Anfangsjahren Dank den Veröffentlichungen in den Laufinformationen des Leipziger Meilenkomitees chronologisch geordnet in unserem Archiv verfügbar. Hier finden sich viele Läuferinnen und Läufer, deren Kinder und Enkel auch heute noch um Stadtranglistenpunkte streiten.
Mit der deutschen Wiedervereinigung wurde der Bezirk Leipzig durch das am 22. Juli 1990 beschlossene Ländereinführungsgesetz faktisch in seiner Form aufgelöst. Aus den Bezirken Leipzig, Dresden und Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) ist wieder der Freistaat Sachsen geworden. In Leipzig ist einzig die Stadtrangliste in ihrer Form erhalten geblieben. Im Umkreis von Leipzig haben sich über die Jahre andere Laufserien etabliert.
Heute finden nunmehr in Sachsen weitverbreitet Laufserien, wie der Nordsachsen- und Dübener-Heide-Cup, der Lichtenauer Sachsen-Cup, die Mittelsächsische Lauftour oder der Sparkassen-Challenge mit ergänzenden Triathlon-Wettbewerben statt.
Fachkundige Moderation der einzelnen Läufe erfolgte mit sonorer Stimme durch Bernd Sehmisch, selbst ehemaliger Läufer bei Empor Lindenau, der im März 2018 im Alter von 79 Jahren starb. Ebenso überzeugten mit Sachkenntnis am Mikrofon Peter Strauß, Rudi Ulbrich und seit einigen Jahren Dr. Frank Steinmeyer. Die jüngere Generation der Moderatoren wurde vornehmlich geprägt durch den Radio-Leipzig- und Eurosport-Moderator Roman Knoblauch sowie Andreas Clauß. Beide haben durchaus sportliche Leistungen als Läufer und Triathleten vorzuweisen. So war Andreas Clauß vierfacher DDR-Meister im Triathlon bzw. im Ausdauerdreikampf. 1990 nahm er sogar an den Weltmeisterschaften im Triathlon über die Kurzdistanz in Orlando (Florida) teil und belegte als bester deutscher Starter den 19. Rang.
Die Ehrung der Besten im Rahmen eines Läuferballes als würdiger Abschluss eines jeden Laufjahres zu veranstalten, war eine Idee, die erstmalig als Jahresabschluss des Laufjahres 1984 der Stadtranglistenserie der Stadt Leipzig im Zentralen Klub der Jugend „Artur Becker“ in der Elsterstraße verwirklicht wurde. Sie waren zum damaligen Zeitpunkt „eine derart einzigartige Veranstaltung in unserer Republik“, wie es der damalige Vorsitzende des Leipziger Meilenkomitees, Dr. Wilfried Ehrler, einschätzte. 1988 wurde die Auszeichnungszeremonie von einer Läuferin vorgenommen, die damals für erste Schlagzeilen sorgte und später auch sorgen sollte: Katrin Dörre (heute Katrin Dörre-Heinig)
Was anfänglich vorgesehen war, die Sieger mit der Überreichung eines Wanderpokals zu ehren, ist nunmehr der Vergabe von Urkunden und Medaillen gewichen. Mittlerweile haben sich zur Freude aller Läufer verschiedene Sonderwertungen etabliert, wie z.B. für die Teilnahme an allen Läufen, die Ehrung der bestplatzierten Ehepaare, Familien, Eltern und Kinder, aber auch die Ehrung als „Aufsteiger bzw. Aufsteigerin des Jahres“. Diese Sonderwertungen sind ein fester und beliebter Bestandteil des Leipziger Läuferballs geworden. Auch findet eine die Altersklassen übergreifende Mannschaftswertung seine Anerkennung – allerdings scheint der eigens hierfür vorgesehene Wanderpokal in den Tiefen einer Pokalschrankvitrine wohl für immer verschwunden zu sein.
aus: Leipziger Volkszeitung 1988 – Archiv: Manfred Busse
aus: Leipziger Volkszeitung 1988 – Archiv: Manfred Busse
Weitere Austragungsorte des Läuferballs der späteren Jahre waren das Domizil des LC Auensee in der Turnhalle auf der August-Bebel-Kampfbahn, der Saal des Haus Auensee, das Treff-Hotel in Paunsdorf und seit 2007 das Marriott Hotel am Brühl.
1980 – Urkunde 1. Platz der AK III männlich, der ersten Leipziger Pokallaufserie – Archiv: Manfred Busse
Lange Zeit zeichneten Dr. Wilfried Ehrler und Hans-Georg Brandner für die Auswertungen der Stadtrangliste verantwortlich. Später bepunkteten Christian Brendecke, Sigrid und Wolfgang Wittig manuell die Ergebnislisten, vor allem auch die Bezirks- und Stadtbezirksranglisten. Ab 1997 hat Dietmar Knies in Zusammenarbeit mit Lilo Vetter, die über Jahre hinweg führend in der Stadtranglistenkommission mitwirkte, diese Aufgabe übernommen. Zu den einzelnen Stadtranglistenläufen wurden auf Tafeln die aktuellen Tabellen ausgehängt, um die Läufer über die Zwischenstände zu informieren. Ab 1999 ging dann die erste Webseite unter „dietmarknies.de“ online, was für viele Läufer einen unschätzbaren Wert hatte. Konnte man doch erstmalig unabhängig und zeitnah den eigenen Punktstand und die Zwischenstände verfolgen und so die Chancen bei noch verbleibenden Läufen abwägen. Zudem gab es aktuelle Informationen, Termine und auch Kurioses rund um die Leipziger Laufszene. Peter Schütze vom Stadtsportbund unterstützt mit Fachkompetenz und mitunter notwendigem Einfluss die Arbeit zur Erstellung der Rangliste und ebnete für die Vereine manch bürokratische Hürde. Seit 2012 wurde die Webseite der Stadtrangliste „personenunabhängig“ auf „stadtrangliste-leipzig.de“ umgelenkt und das Stadtranglistenteam bei der Auswertung der Läufe und der redaktionellen Arbeit durch Rocco Oehme und Helmmar Herold sowie ab 2018 durch Steffen Wohlfarth verstärkt.
Helmmar Herold, Frühjahr 2019