10. Wintermarathon 2019
– von Andreas Gelhaar –
Nicht zu glauben, dass es schon zehn Jahre her ist, seitdem der Berliner Team-Marathon nach 31 Veranstaltungen seinen Betrieb einstellte und die Laufgemeinschaft eXa Leipzig die Initiative ergriff, um diese Tradition an der Pleiße fortzusetzen. Jubiläen sind ja immer auch ein Anlass, mal selbst zurückzublicken und zu schauen, was da so bisher gewesen ist: Und tatsächlich, ich habe auch ein Jubiläum: 17mal in Berlin gelaufen und jetzt das 8. Mal in Leipzig. 25mal Team-Marathon, das können bestimmt nicht allzu viele vorweisen.
Uwe hatte traditionell schon frühzeitig im Jahr 2018 die Trommel gerührt, um ein Team zusammen zu bekommen. So viele gibt es ja nicht mehr in der LVB-Laufgruppe, die sich so eine Distanz antun wollen. Aber dieses Mal war es gar nicht schwer, Anne musste nicht überredet werden, sie war sofort dabei. So reibungslos ging die Teambildung wohl selten vonstatten. Der Veranstalter hat anlässlich des Jubiläums ein Laufshirt mit einem sehr passenden Motto kreiert, dem nichts hinzuzufügen ist.
Die Modalitäten haben sich seit dem ersten Start 1979 im Berliner Plänterwald nicht geändert:
alle drei Läufer eines Teams müssen gemeinsam ins Ziel kommen. Nur eine Neuerung gibt es zum Jubiläum, sicherlich um eine Teilnehmerzahl von angepeilten
100 Teams zu erreichen: Man kann erstmals bereits nach der halben Distanz ins Ziel einlaufen. Und das hat eine weitere Änderung zur Folge: Die Laufrunde wurde von 5 auf 4,2 km verkürzt, sodass die kleine Hilfsrunde am Ende eingespart wird. Und alles das, was dabei streckentechnisch auf der Strecke verbleibt, ist auch ein Gewinn. Die meist sehr schlammige Passage durch die Nonne fällt weg. Das Angebot des Halbmarathons hat aber noch eine weitere Konsequenz: Ein „fast“ lupenreines zweites LVB-Team bestehend aus Ute Höhler, Simone Cotta und Kerstin Felber geht die Halbdistanz an.Laut Wetterprognose war – bis auf Schnee – mit tollem Winterwetter zu rechnen. Und so ist es auch gekommen: Temperaturen um null Grad, gefrorenes, nicht matschiges Geläuf und Sonnenschein. Aufs Wetter kann man es also beim besten Willen nicht schieben, wenn es heute nicht funktioniert. Ein Foto zu dem Zeitpunkt, wo noch alles schön ist, macht sich immer gut.
Der Clara-Park ist angesichts des schönen Wetters recht gut bevölkert, als Ronald Speer die aus ungefähr 300 Halb- und Ganzmarathonis bestehende Läuferschar kurz nach um elf auf die Strecke schickt.
Zunächst geht es, abgesehen von den gleich in die Vollen gehenden schnellen Teams, im dicht gedrängten Pulk vorwärts. Es scheint so, dass die meisten wohl die gleiche Philosophie wie wir haben, es traditionell ruhig angehen zu lassen, einen schönen Lauf haben zu wollen
und die ganze Sache als einen Long Jog in Vorbereitung der kommenden Laufsaison zu sehen. Und noch eine Tradition wird heute gepflegt. Unser Professor hat an der Rennbahn wieder seine Ein-Mann-Kapelle aufgebaut und bedient unermüdlich die verschiedensten Instrumente. Aber nicht nur er unterstützt heute die Startnummernträger unseres Laufvereins. Katrin ist gleich zu Beginn auch schon laufenderweise unterwegs. Unserem Team schließen sich in der zweiten Runde Helge und Hendrik an. Und an der Strecke ist auch richtig was los. Erik, zum Soljankalauf noch bravourös über 20 km unterwegs, hat heute wohl die Instruktionen von Onkel Uwe nicht so richtig erhört und widmet sich lieber der Bedienung von Wolfgangs Trommel, als mit uns einige Runden zu laufen. Wie immer an der Strecke sind auch Karin, Hajo, Peter, Michael Koch und natürlich Bernhard. Über mangelnde Unterstützung können wir also wahrlich nicht klagen. Und auch beim Durchlauf durch den Start-/Zielbereich ist Stimmung. Dort heizen einige Cheerleader ein und Sprecher Andreas Claus kommentiert den Durchlauf der einzelnen Teams, wobei er sicherlich bei der Hälfte der Aktiven deren Namen nicht in der Starterliste nachschauen muss.
Die ersten Runden geht es so gut dahin. Wieder an angestammter Stelle wie im vergangenen Jahr steht eine einsame Jublerin (Jubelnde), die unermüdlich mit viel Elan uns und auch alle anderen Teams anfeuert. An der Wendestelle kurz vor dem Rundenende haben unsere Mädels eine gute Kurvenlage. Und wer sich in die Kurve legt, der hat auch noch Geschwindigkeit. Nach fünf Runden nutzen doch zahlreiche Teams die Chance und wählen den Zieleinlauf. So auch planmäßig das zweite LVB-Team mit Ute, Simone und Kerstin, das die Halbdistanz nach 2:14:07 mit einem 6. Platz von insgesamt 9 Frauenteams beendet. Für Ute ist das aber bis zu diesem Zeitpunkt anscheinend alles Pillepalle. Sie ist offensichtlich gut eingelaufen und ihr steht der Sinn nach mehr. Viel mehr, wie sich dann noch zeigt. Ab jetzt haben wir somit nicht nur zwei, sondern drei Begleiter(innen).
Bei mir machte sich so ab der Hälfte mein Problem in der linken Arschbacke bemerkbar, das heißt sie schmerzt recht unangenehm. Aber auch so läuft es ab Runde 7 nicht mehr so rund. Der Blick auf die Uhr zeigt es recht klar, der pro Kilometer benötigte Zeitbedarf steigt stetig an. Aber meine beiden Mitstreiter halten sich klar an unsere Devise: Wir wollen heute hier nur dabei sein und haben keine zeitlichen Ambitionen. Hendrik steigt dann nach Runde 6 aus. Helge hat in Runde 7 auch 30 km auf der Habenseite und befindet, dass das reicht. Er übernimmt mal Wolfgangs Trommel und widmet sich dem Anfeuern, bevor er sich auf den Heimweg begibt. In Runde 9 stößt dann noch Ralph zu uns. Ich versuche es mit einigen Schluck Bier als Motivationshilfe, es hilft leider nur kurzzeitig. Eingangs der letzten Runde teste ich an der Verpflegungsstelle, die auch in diesem Jahr nichts zu wünschen übrig lässt, ob es tatsächlich stimmt, dass ein bestimmtes Dosengetränk Flügel verleiht. Es ist mitnichten so. Ich schleiche auch die letzte Runde dahin und verspüre aber auch gar nichts Beflügelndes. Da haben die Ösis richtig Glück, dass im hiesigen Deutschland auf Falschwerbung nicht solche Strafen wie in den Staaten stehen. Satte 13 Millionen hat das dort demjenigen eingebracht, der jahrelang vergeblich auf den Leistungsschub gewartet hat. Ute ist immer noch dabei und läuft mittlerweile mit recht großem Abstand vor uns, so gut ist sie drauf. Sie hat am Ende auch genau die Marathondistanz auf ihrer Uhr und wäre wohl heute ein sicherer Kandidat für die Stammgäste gewesen. Dann haben wir es endlich im Kasten, nach 4:32:43 h überqueren wir als 22. Team in der Mixed-Wertung die Ziellinie.
Andy Claus meint, dass ich so aussehe, als ob es mir heute recht schwergefallen ist. Recht hat er. Gut, dass wir das Foto vor dem Start gemacht haben. Es gibt den begehrten Schneekristall als Lohn für den heute nicht einfachen Marathon. Aber nach kurzer Zeit ist die Quälerei vergessen und alles wieder schön, die heiße Dusche tut ihr Übriges. Bier und Bratwurst beleben ebenfalls ganz entscheidend die Sinne. Die Siegerehrung geht wie gewohnt in der gut gefüllten Turnhalle über die Bühne. Danke LG eXa für die gelungene Jubiläumsveranstaltung!
Andreas Gelhaar
Laufgruppe SG LVB